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Kein anderes Getränk verkörpert die Wiederentdeckte Bar- und Trink-  Destilliert und erhält sein Aro-
       kultur so sehr wie der Gin. Noch vor einigen Jahren als Altherrenge-  ma u. a. von drei nordischen
       tränk maximal im hintersten Fach der Bar vorrätig, dominiert die   Wildbeeren. Das weniger auch                                                        renaissance
       Spirituose heute sämtliche Barkarten rund um den Globus. Zum Teil   mehr sein kann beweist der
       nimmt dieser Trend irrwitzige Züge an. Eine Bar gilt erst ab 40 Sor-  grazile Madame Geneva Gin,
       ten Gin aufwärts als gut sortiert und muss daneben noch mindestens   der  neben  Wacholderbeeren
       drei verschiedene Tonic-Water im Programm haben. Doch anstatt sich   nur  mit  Ingwer-  und  Kori-                                                     der barkultur
       über diesen Hype lustig zu machen, sollte man lieber feiern, dass mit   andernoten ausgestattet ist.
       dem Gin ein Bewusstsein für den Genuss von Alkohol wiederentdeckt   Der aus Dollerup stammende
       wurde.                                                 Ortiz IV Gin ist mit Zitronen-
                                                              schalen,  Cassia-Zimt,  Angeli-
       Schüttete man in den 80er und 90er Jahren noch undifferenziert Wodka   kawurzel, Mandeln, Süßholz,
       in zuckersüße Mischgetränke und dies dann in sich hinein, bedeutete die   Schwertlilien, Guinea-Pfeffer, Kardamom, Kubebenpfeffer, Rosmarin und
       Renaissance des Gin eine Rückkehr zur bewussten Entscheidung nach Ge-  getrockneten Äpfeln das genaue Gegenteil. Das Sanddorn die Schlüssel-
       schmack und persönlichen Vorlieben. Natürlich wird diese Entwicklung   zutat ist, verrät beim Sanddorn Gold Gin schon der Name und durch die
       auch durch einen vergleichsweise einfachen Herstellungsprozess begüns-  Zugabe von echtem Blattgold ist auch dieser Namesbestandteil mehr als
       tigt, da ein Gin beispielsweise nicht erst jahrelang in einem Fass reifen   berechtigt. Durch eine Limitierung auf 700 Flaschen pro Abfüllung, ist
       muss wie ein Whisky oder Rum damit er seine Aromen entfalten kann.   der Spitzmund Gin New Western Dry eigentlich ein Sammlerstück, aber
       Jedoch entstehen Trends dennoch nur da, wo ein Produkt handwerklich   zum nicht trinken viel zu schade – zumal er mit einem etwas erhöhten Al-
       perfekt  hergestellt wird und mit diesem dann kreativ gearbeitet wird. Die   koholgehalt an Navy Strength Gin aus England aus England erinnert. Der
       Multiplikatoren sind also die Barkeeper, die ihren Gästen gern besondere   außergewöhnliche Tonka Gin basiert auf eher traditionellen Botanicals,
       Empfehlungen und Kreationen angedeihen lassen.         die von der speziellen Zutat ergänzt werden, welche ihn zu einem Unikat
                                                              macht: Die Tonkabohne. Neben der namensgebenden Flaschenummante-
       Trotzdem hat die Renaissance des Gins in seiner heutigen Geschmacks-  lung aus Leder, bietet der Skin Gin mit seinen zum Teil exotischen Zutaten
       bandbreite ihren Ursprung in so genannten „Garagen-Brennereien“. Klei-  auch geschmacklich luxuriösen Genuss.
       ne Manufakturen deren Lust am Experimentieren schier unendlich war
       und ist und deren Freude am Produkt wahrhaft meisterliche Kreationen   Statt Massenfertigungen die mit jeder Menge Marketingbudget ein künst-
       hervorbringt. Dies beginnt bei der Auswahl des Wassers und hört bei der   liches Image erhalten, schätzen die Kunden heute Produkte, deren Her-
       Auswahl der so genannten Botanicals noch lang nicht auf. Deren Auswahl   kunft und Herstellung nachvollziehbar ist. Die Gesichter und Geschichten
       geht heute weit über den ursprünglichen Geschmacktston der Wacholder-  hinter dem Produkt sind mindestens ebenso wichtig, wie das Produkt
       beere hinaus und keine Idee scheint zu verrückt um sie nicht auszupro-  selbst. Wie ist man auf die Zutaten gekommen? Woher stammt der Name?
       bieren! So hauchen die Macher ihren Produkten einen ganz eigenen, oft-  Warum wurde die jeweilige Flasche ausgewählt? Diese und viele weitere
       mals sehr regionalen Charakter ein, was den Manufakturgedanken noch   Fragen stellen sich Konsumenten heute und haben wahrhaftes Interesse
       befeuert.                                              an deren Antworten. Nicht zuletzt aus diesem Grund liegen auch Veran-
                                                              staltungen wie das Genussfestival Sylt im Trend. Hier hat man als Ver-
       Beim Ferdinand’s Saar Dry Gin etwa werden für die Infusion restsüsse   braucher die Gelegenheit direkt mit den Produzenten in Kontakt zu treten
       Rieslingweine des renommierten Mosel-Weinguts Zilliken Forstmeister   und ein ganz neues Verhältnis zu einem Produkt aufzubauen. Wer mag
       Geltz verwendet. Der Elephant Gin setzt auf seltene Botanicals aus Africa   sich bei Öffnen der neuen Flasche Zuhause nicht gern vorstellen, wie diese
       wie Bachu, und der raffinierte Triple Peak London Dry Gin wird dreifach   in liebevoller Handarbeit abgefüllt und beschriftet wurde, bevor sie in den
                                                              Handel gelangte!?


                                                              Zu wünschen ist es, dass dieser Trend auch auf weitere Spirituosen über-
                                                              greift. Kenner sehen hier zwar schon eine ähnliche Entwicklung beispiels-
                                                              weise beim Tequila - der in guter Qualität weniger mit einer Art Sterbe-
                                                              hilfe, als vielmehr mit einer besonderen Form von Trinkgenuss zu tun hat,
                                                              aber von Ausmaßen wie beim Gin ist man auch hier noch weit entfernt.
                                                              Aber ob Tequila, Rum oder Whisky - sie alle haben es verdient im Sinne
                                                              der Bar- und Trinkkultur ebenso respektvoll wie leidenschaftlich behan-
                                                              delt zu werden. Cheers!
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